Ziel des Zensus ist es festzustellen, wie viele Menschen in Deutschland, in den Bundesländern und in den Gemeinden wohnen. Ausgangsbasis für die Ermittlung der Einwohnerzahl einer Gemeinde sind die Personendatensätze mit alleinigem oder Hauptwohnsitz, die von den Meldebehörden nach dem Zensus-
gesetz 2022 stichtagsrelevant aus den Melderegistern übermittelt werden. Das Methodenpapier "Ermittlung der Einwohnerzahl im Zensus 2022" erläutert die zugrunde liegende Methodik.
Methodenpapier zum Download
Methodenpapier: Ermittlung der Einwohnerzahl im Zensus 2022
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Datenblatt zur Ermittlung der Einwohnerzahl im Zensus 2022
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Die letzte klassische Volkszählung fand in Deutschland im früheren Bundesgebiet im Jahr 1987 statt. Hierbei handelte es sich – wie beim Zensus – um eine gesetzlich angeordnete Erhebung statistischer Bevölkerungsdaten. Allerdings wurde die Bevölkerung nicht anhand einer Stichprobenziehung erhoben, sondern im Rahmen einer Vollerhebung. Hierbei waren alle Bürgerinnen und Bürger zur Auskunft verpflichtet.
Beim Zensus 2022 kommt – wie schon beim Zensus 2011 – ein von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder entwickeltes Verfahren zum Einsatz, das als registergestützter Zensus bezeichnet wird. Das bedeutet, es müssen nicht wie bei einer traditionellen Volkszählung alle Bürgerinnen und Bürger befragt werden, da die meisten Daten bereits in den Registern der Verwaltung vorliegen, etwa im Einwohnermeldeamt.
Beim registergestützten Zensus werden Kopien dieser Daten an die amtliche Statistik übermittelt. Dort werden sie unter strengen Datenschutzvorgaben in einem abgeschotteten Bereich zusammengeführt. Möglicherweise sind einzelne Personen oder ganze Familien umgezogen und haben sich am neuen Wohnort noch nicht angemeldet. In diesen Fällen sind die Melderegister fehlerhaft. Um solche Ungenauigkeiten in der Statistik herauszurechnen werden weniger als zehn Prozent der Bevölkerung in einem kurzen Interview befragt. Diese Stichprobenbefragung ist außerdem notwendig um Daten zu erheben, die nicht in den Registern vorliegen, wie z.B. Angaben zu Bildung und Ausbildung oder zur Erwerbstätigkeit.
Für Wohnungen und Gebäude gibt es keine flächendeckenden Register. Daher werden etwa 17,5 Mio. Besitzerinnen und Besitzer von Eigentumswohnungen oder Wohngebäuden in Deutschland postalisch befragt. Eine weitere Befragung betrifft Wohnheime (z.B. Studierendenwohnheime) und Gemeinschaftsunterkünfte (z.B. Alten-/Pflegeheime und Kinder-/Jugendheime). An diesen Anschriften sind die Register besonders ungenau, weil es häufig zu Umzügen kommt.
Der registergestützte Zensus liefert verlässliche Ergebnisse für ganz Deutschland, obwohl nicht alle Menschen in Deutschland befragt werden.
Der Begriff Mikrozensus bedeutet "kleine Volkszählung". Es handelt sich um eine gesetzlich angeordnete statistische Erhebung, bei der seit 1957 jedes Jahr ein Prozent der Haushalte bundesweit befragt wird.
Im Mikrozensus werden mehr und detailliertere Fragen als im Zensus gestellt. Aufgrund des breiten Spektrums an Erhebungsmerkmalen eignet sich der Mikrozensus für die Analyse kleinerer Subpopulationen wie z. B. einzelner Berufsgruppen. Darüber hinaus ermöglicht die zeitliche Kontinuität des Mikrozensus Untersuchungen im Zeitverlauf, mit denen sich historische Entwicklungen aufzeigen lassen. Dabei kann der Mikrozensus ebenfalls für Längsschnittanalysen genutzt werden. Auch eignet sich der Mikrozensus für Vergleiche im internationalen Kontext, da für verschiedene Themenbereiche internationale Standards existieren. Darüber hinaus stellt der Mikrozensus für eine Vielzahl an Erhebungen der empirischen Sozial- und Meinungsforschung sowie der amtlichen Statistik ein wichtiges Hochrechnungs-, Adjustierungs- und Kontrollinstrument dar. Die Ergebnisse können allerdings ausschließlich für Deutschland, die Bundesländer, große Städte und Kreise bzw. Regionen ausgewiesen werden, da die Stichprobe mit einem Prozent der Haushalte zu gering für detailliertere Ergebnisdarstellungen ist. Beim Zensus hingegen werden alle Gebäude- und Wohnungseigentümer Deutschlands und zusätzlich zu den Angaben aus Registern zehn Prozent der Haushalte sowie die Bewohner von Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften befragt. Dadurch sind für alle Städte und Gemeinden Ergebnisse verfügbar.
Das Ziel des Mikrozensus ist also nicht – wie beim Zensus – die Feststellung der amtlichen Einwohnerzahl. Der Mikrozensus liefert dafür alljährlich Daten zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Bevölkerung in Deutschland. Hierzu gehören u. a. Informationen zu Haushalts- und Familienstrukturen, zu Arbeitsmarkt und Erwerbstätigkeit, zu Ausbildung und Weiterbildung, zur Einkommenssituation und vielen weiteren Themen. Im Gegensatz zum Zensus ermöglicht der Mikrozensus sehr viel detailliertere Informationen über wichtige Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. In kurzen Zeitabständen können mit dem Mikrozensus Eck- und Strukturdaten sowie deren Veränderungen ermittelt und dadurch die Datenlücken zwischen den großen Volkszählungen (hier: Zensus 2011 und Zensus 2022) gefüllt werden.